Die Ratsfraktion der Bürgerliste für Goslar und Vienenburg hat sich intensiv mit den Wettbewerbsergebnissen für die Umgestaltung des Domplatzes auseinandergesetzt und kommt zu einem klaren Urteil: Der Jury-Siegerentwurf des Büros Schonhoff erfüllt in keiner Weise die Erwartungen an einen sensiblen Umgang mit dem Stiftskirchen-Areal. Bürgerlisten-Fraktionsvorsitzender Henning Wehrmann stellt dazu fest: „Wir sind definitiv nicht bereit, auch nur einen Cent – geschweige denn 2,2 Millionen Euro – aus Steuergeldern für die Umsetzung dieser Planung im Haushalt bereitzustellen!“
Die „überdimensionierte Lupe“, die im Innern lediglich einen willkürlich gewählten Teilausschnitt der kürzlich erfolgten Georadar-Messergebnisse aus tieferen Schichten mit nackten Betonplatten nachbildet, verhindert jedes visuelle Erlebnis des Gesamtareals. Weder die gewaltige Stiftskirche noch der Kreuzgang oder die St. Thomas-Kirche werden für die Betrachter erlebbar gemacht. Der geplante 30 Meter hohe Bronze-Pfahl entwertet als modernisierendes Accessoire darüber hinaus die noch vorhandene historische Domvorhalle.
Die Bürgerliste begrüßt ausdrücklich die ablehnenden Stellungnahmen von Geschichtsverein, Stadtführergilde, Arbeitskreis „resurrectio II“ und weiteren lokalen Akteuren am Entwurf des Hannoveraner Wettbewerb-Siegers und weist darauf hin, dass im Vorfeld der Auslobung dieses Wettbewerbs von mehreren Seiten – so auch von der Ratsfraktion der Bürgerliste selbst – konkrete Vorschläge für die visuelle Erlebbarkeit der Ausmaße Stiftskirche unterbreitet wurden. Unter anderem wurde auf das positive Beispiel der Pfalz Werla verwiesen. Diese Vorschläge wurden aber vom begleitenden und großstädtisch geprägten Braunschweiger Stadtplanungsbüro „Ackers Partner“ nur unzureichend eingearbeitet. Das erklärt auch, warum derartig unsensible Fehlplanungen überhaupt als Wettbewerbsbeiträge eingereicht wurden.
Die enttäuschenden Ergebnisse der beiden städtebaulichen Wettbewerbe im Pfalzquartier sind für die Bürgerliste ein erneuter Beleg dafür, dass ein Übermaß an modernistischen Elementen mit den hohen Ansprüchen an ein Weltkulturerbe nicht in Einklang zu bringen ist. Der Charme und die Geschlossenheit des historisch gewachsenen Stadtbildes werden auf diese Weise endgültig zerstört.
Wegen der durchgängig negativen Erfahrungen mit städtebaulichen Planungswettbewerben dieser Art fordert die Bürgerliste eine stärkere Einbeziehung des örtlich vorhandenen Sachverstands und klare Vorgaben von Randbedingungen für Auftragsplaner anstatt sich die Vorstellungen von auswärtigen Planungsbüros überstülpen zu lassen, welche die Seele der Stadt nicht verstanden haben.
Das Positionspapier der Ratsfraktion der Bürgerliste für Goslar und Vienenburg zur Formulierung der Wettbewerbsvorgaben vom 9.4.2019 können Sie hier im Wortlaut nachlesen:
http://buergerliste-goslar-vienenburg.de/wp-content/uploads/2020/04/Beitrag-Freiraumwettbewerb.pdf